Mittwoch, 4. Mai 2016

Das hat nicht mal Sachsen geschafft, wo der Wolf im Jagdrecht ist mit Schonzeit. Deutschlands ersten wilden Wolf mit dem Segen des Staates abzuschießen

Erst wird mit den Stimmen der SPD, Der Grünen und der CDU der Antrag der FDP im Niedersächsischen Landtag den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen abgelehnt, um dann knapp 2 Wochen später den ersten Wolf im staatlichen Auftrag abzuschießen!

Wozu also den Wolf ins Jagdrecht, wenn es auch so geht?! Es war zu dem Zeitpunkt doch längst beschlossene Sache. In dem Moment, wo die Staatssekretärin Almut Kottwitz Mitte Februar 2016 Kurti als potentiell gefährlich erklärte, war er dem Tod geweiht.

Was hatte Kurti getan? Er hatte im Januar im Landkreis Celle sich angeblich gegen einen Terriermischling verteidigt, den die Halterin von der Leine ließ und der Schnur stracks zu Kurti lief und ihn attakierte! Die Halterin konnte Kurti sofort vertreiben! Nachgewiesen war das allerdings alles nicht, weil es so absurd geschildert wurde, dass in der Umweltausschusssitzung der Vertreter des Umweltministerium bei der Schilderung der Bewertung des MU nur sagen konnte, so kann das ganze nicht stattgefunden haben.

Auslöser war dann, dass Kurti 1 Stunde am Zaun der Kaserne in Oerbke geschlafen hatte, was von den Überwachungskameras gefilmt wurde. Diese Kaserne bei Bad Fallingbostel ist das Niedersächsische Auffanglager für Flüchtlinge. Ja, EINE STUNDE(!) außerhalb der Kaserne an einem Waldweg an einem Zaun!

Wenn ich das alles Revue passieren lasse, dann komm ich aus der Schockstarre gar nicht mehr raus, weil es mir scheint, dass die Verantwortlichen im Nds Umweltministerium anscheinend alles, aber auch wirklich alles über normales Verhalten von Wölfen vergessen zu haben schienen. Rotkäppchen war in Lichtgestalt wieder erschienen und hat mit einem Handschlag alles weggewischt. Dass dann noch die Politiker Gattin in Munster OT Breloh mit Kinderwagen, Kind und Rhodesian Ridgeback auf Kurti getroffen sein möchte und Kurti einem angeblich angeleinten 9jährigen kastrierten Labbie x Goldie Mischling in einem Waldstück nördlich von Celle in den Hintern gezwickt hatte - denn mehr war es nicht, denn es war nur ein kleines Löchlein von einem Eckzahn angeblich gefunden worden - kam noch oben drauf und besiegelte endgültig Kurtis Tod.

Welch perfides politisches Spiel die CDU Landtagsbabgeordneten Angermann (Celle) und Winkelmann (Munster) mit Unterstützung von FDPler Dr. Hocker (Achim bei Bremen) gestartet hatten.

Als verständiger Mensch mit politischen Wissen, über dem durchschnittlichen Wissen über Wölfe und in Kenntnis dieser einzelnen Fälle und der Örtlichkeiten kann ich nur sagen, die Verantwortlichen müssen für Handeln bestraft werden. Denn wo bleibt die Verhältnismäßigkeit in ihrem Tun? Es scheint, als würde Rotkäppchen uraufgeführt werden. Denn, wer wie ich sich täglich im Wald, und zwar in Waldgebieten, wo die wilden Bergener Wölfe und manchmal auch, wo die Munsteraner Wölfe unterwegs sind, sich bewegt, hat viel mehr Angst vor den Wildschweinen, die einem allgegenwärtig sind, wie man an den aufgeschobenen Stellen an und auf den Wegen sehen kann. Viele Tausend Begegnungen haben jedes Jahr Hundehalter mit Wildschweinen und verletzte Hunde ist das Ergebnis. Viele Hunde beißen sich gegenseitig "Krankenhaus reif" und sterben auch. 4 - 10 Menschen sterben durch Hunde jedes Jahr in Deutschland. Aber passiert deshalb etwas?

Jedes Jahr sterben bis zu 3500 Menschen im Straßenverkehr, über 400 bei Hausarbeiten. 100 Kinder ertrinken in Teichen usw usw. Das allgemeine Lebensrisiko ist immens. Aber wird deshalb alles verboten? Nein, natürlich nicht!

Bei staatlichem Handeln ist immer auch die Verhältnismäßigkeit des Tuns des Staates zu prüfen! Es liegen schon nicht die Ausnahmetatbestände des § 45 Abs 7 BundesNaturSchutzGesetz vor, Kurti war in keiner Weise für irgend jemanden gefährlich. Alle, die ihn dicht gesehen hatten, haben das immer wieder betont und trotzdem hat der Umweltminister Stefan Wenzel den Abschuss angeordnet. Seine Staatssekretärin hat das ganze vorbereitet, indem sie Kurti schon vor 2,5 Monaten als gefährlich deklarierte, obwohl nicht ansatzweise etwas passiert war - ich habe ausdrücklich das Umweltministerium immer wieder gefragt!

15 Jahre Aufklärung über wilde Wölfe wurden von den Verantwortlichen mit einem Handschlag weggewischt und Rotkäppchen ist wieder eingezogen!

Zahlreiche Strafanzeigen sind gestellt worden. Ich werde meine in Ruhe ausarbeiten unter Beifügung der ganzen Videos, die belegen, dass Kurti sich ganz normal verhalten hat. Normal wie ein von Freiland Wolfsforscher Günther Bloch schon vor 10 Jahren als Typ A eingeteilter Jungwolf. Jung, forsch, neugierig, draufgängerisch. Bloch vertieft die Einteilung, die schon der russische Wolfsprofessor D. Bibikov vor über 30 Jahren vorgenommen hat, dass es die Wölfe gibt, die sich nur im Wald aufhalten und den Menschen meiden und denjenigen, die bevorzugt in die Siedlungen der Menschen gehen und sich von Aas, Müll und Haustieren ernähren. Dr. Christoph Promberger hat ähnliches bereits vor 20 Jahren in Brasov Rumänien erlebt und es wurde von der BBC eindrucksvoll gefilmt.

Man stelle sich mal vor, wir hätten so ein Szenario wie vor Kurzem im Ende Februar 2016 in der Stadt Banff in Canada, dort wo auch Günther Bloch seine Wildwolf Beobachtungen macht und wo er auch lebt, hier mit den Munsteraner Wölfen erlebt. 5 wilde Wölfe erlegen einen Hirsch auf einer Autobahnbrücke am Ortsrand von Banff! Niemand regt sich darüber auf! Und niemand fordert den Tod der Wölfe oder behauptet eine potentielle Gefahr für den Menschen! Kurti hat nicht mal Nutztiere gerissen! Er war einfach ein junger Typ A Wolf, der neugierig seine Umwelt erforscht hat. Er kam Menschen nur dann nah, wenn Hunde dabei waren. Ansonsten hat er sich immer sofort von dannen gemacht und ist den Menschen ausgewichen.

Umweltminister Stefan Wenzel hat die Nerven verloren. Er hat sich zum Handlanger des politischen Mobbs machen lassen, den Landtagsabgeordneten der CDU Angermann, Winkelmann und der FDP Dr. Hocker. Oder wollte Stefan Wenzel nur in die Geschichte eingehen als der Minister, der als erster in der (Wolf) Neuzeit den Tod eines wilden Wolfs angeordnet hat?!

Ich kann auch nach einer Woche nicht sagen, was für eine Abscheu ich für alle an dem Tod von Kurti Beteiligten empfinde! Der Minister, der sich in der Pressekonferenz letzten Donnerstag wie ein Aal wand, bis er dann, nachdem er dem Schwarzen Peter erst seinen Mitarbeitern im MU zuschieben wollte, dann dem Wolfsbüro im NLWKN, um dann nach Minuten des Windens auf erneute Nachfrage eines Journalisten endlich zu zugeben, dass er die Verantwortung dafür trägt!

Das, was mich richtig freut ist, dass wenn die Herren Angermann, Winkelmann und Dr. Hocker und der Minister Wenzel glauben, dass sie mit ihrem Tun Wählerstimmen gewonnen haben, dann sind sie auf dem Holzweg! Denn eine spontane Umfrage des NDR nach der Hinrichtung von Kurti hat ein sehr erstaunliches Ergebnis gebracht: Über 76 % der Befragten sind gegen den Abschuss von Kurti! Bedenkt man, dass in ganz Deutschland 80 % für den Wolf sind, dann ist das eine eindeutige Klatsche für die Herren! Der Minister wird aller Wahrscheinlichkeit schon vor Ende der Wahlperiode seinen Hut nehmen müssen, falls Anklage gegen ihn oder einen seiner Mitarbeiter erhoben wird. Es waren in wenigen Tagen immerhin über 11.000, die ihre Meinung Kund getan haben!




Alle Fotos von Christopher Martin https://christophermartinphotography.com/2016/02/24/more-from-the-banff-wolf-packs-attack-on-the-elk/



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